Nothelferin, Veranstaltungsmanagerin, Schlichterin oder Ratgeberin – Sarah-Laura Schinkelewitz hat viele Rollen. Als Leiterin der Mieterbetreuung der Unnaer KreisBau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS) hat sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Katja Tran immer ein offenes Ohr für die kleinen und großen Sorgen der Mieter. Jetzt sitze ich in ihrem Büro und bin beeindruckt, wie vielfältig der Arbeitsbereich der Königsbornerin ist.
Frau Schinkelewitz, Sie sind in Königsborn geboren und kennen deshalb den Stadtteil recht gut.
Ja, genauer gesagt bin ich im Königsborner Norden geboren. Wir haben als Kinder oft auf der Salzwiese gespielt. Nach meiner Ausbildung zur Immobilienkauffrau bin ich bei der UKBS geblieben und habe ab 2009 als Sachbearbeiterin „Vermietung und Verwaltung“
gearbeitet. Schon damals war die Mieterbetreuung ein Teil meiner Aufgaben. Heute leite ich die Abteilung.
Welche Aufgaben hat die Mieterbetreuung der UKBS?
Wir sind für unsere Mieter persönlich ansprechbar und kümmern uns um viele Themen. Zusätzlich organisieren wir Feste, Ausflüge und Aktionen oder kooperieren mit sozialen Einrichtungen und Kommunen. Und manchmal sind wir auch Kummerkasten!
Bei einem Bestand von rund 3.000 Wohnungen haben Sie und ihre Kollegin sicherlich keine Langeweile. Bei anderen Wohnungsunternehmen hat man den Eindruck, da geht es nur ums Geld verdienen.
Langeweile ist uns unbekannt! Natürlich muss die UKBS auch Geld verdienen – für Investitionen und für die Instandhaltung unserer Bestände. Die UKBS ist in den 80 Jahren ihres Bestehens zum größten kommunalen Wohnungsunternehmen im Kreis Unna herangewachsen. Heute gehören der Kreis Unna, die Städte Unna, Bergkamen, Kamen, Hamm, Fröndenberg, Selm sowie die Gemeinden Bönen und Holzwickede zu den Gesellschaftern. Genau wie bei unserer Gründung stehen aber unsere Mieter immer an erster Stelle. In erster Linie möchten wir Menschen ein bezahlbares Zuhause bieten und für die Zukunft eine echte Heimat schaffen.
Heimat ist aber mehr als Wohnen.
Das stimmt! Dazu gehört die Nachbarschaft, das Wohnumfeld, die Mobilität und vieles mehr, aber auch ein gutes Miteinander. Wir verstehen uns als Kümmerer für die Menschen und Quartiere. Manchmal kommen meine Kollegin und ich den Menschen sehr nah. Nicht selten erfahren wir von schweren Schicksalsschlägen, wie Krankheut oder Tod. In solchen Fällen suchen wir Lösungen, damit die Betroffenen trotz möglicher finanzieller Unsicherheiten weiter bei uns wohnen können. Bei Problemen und Sorgen die Mieter nicht allein lassen, sondern mit viel Feingefühl eine wirksame Hilfestellung geben – auch das bedeutet Heimat.
„Bei Problemen und Sorgen die Mieter nicht allein lassen, sondern mit viel Feingefühl eine wirksame Hilfestellung geben – auch das bedeutet Heimat.“
Königsborn hat einen hohen Anteil von Menschen mit einem sogenannten „Migrationshintergrund“. Manche Menschen denken ja, damit wären auch viele Probleme verbunden.
Nein. Wir sehen keinen Unterschied zwischen ausländischen und deutschen Mietern. Die Themen sind überall die gleichenn: Lärm, Ordnung, Sauberheit – also alles Dinge, die das Einhalten der Hausordnung betreffen. Natürlich gibt es manchmal Sprachbarrieren, die wir überwinden müssen. Auch kulturell und in der Mentalität gibt es Unterschiede. Damit umzugehen gehört jedoch für uns zum Alltag. Bei der Häufigkeit oder der Art der Konflikte gibt es keine Unterschiede.
Im Quartier rund um die Berliner Allee sind in diesem Jahr viele bauliche Maßnahmen im Wohnumfeld mit Mitteln der EU, von Bund, Land und Kreisstadt umgesetzt worden. Die Wohnungsunternehmen haben sich hier auch finanziell beteiligt. Wie wichtig ist ihnen die Beteiligung der Bewohner bei der Quartiersentwicklung?
Sehr wichtig! Sich gemeinsam in eigener Verantwortung für sein Quartier einzusetzen, stärkt auch die Identifikation der Bewohner mit ihrem Wohnumfeld. Wir fördern bewusst die Gemeinschaft, organisieren Nachbarschaftstreffs oder unterstützen regelmäßige Aktionen wie den „Frühjahrsputz in Königsborn“. In der Gartenvorstadt lade ich zum „Runden Tisch“ ein und im Quartier an der Berliner Allee engagiere ich mich im Beirat Aktiv im Quartier.
Das soziale Gefüge einer Nachbarschaft zu erhalten, ist nicht nur für ältere Menschen enorm wichtig. Junge Familien und Alleinerziehende profitieren ebenso davon. Der beste Beleg für intakte Nachbarschaften sind unsere Ehrenamtlichen. Wir haben bürgerschaftlich engagierte Einzelhelfer, die Arbeiten übernehmen, die früher von Familienangehörigen oder Freunden erledigt wurden – kleine Reparaturen, die so geringfügig sind, dass kein Handwerker sie ausführen würde.
Ein Angebot, das besonders ältere Menschen gerne in Anspruch nehmen. Wohnen bei der UKBS viele ältere Mieter?
Aber ja! Viele unserer Mieter wohnen schon seit Jahrzehnten bei uns. Die möchten wir, solange es geht, als Mieter behalten. Unser Anspruch ist es, für unsere Mieter eine hochwertige pflegerische Versorgung zu gewährleisten und Hilfen bei alters- und krankheitsbedingten Beeinträchtigungen zu geben.
Für Mieter ab 70 Jahren haben wir ein spezielles Projekt: „Wohnen mit Service“. In Kooperation mit Betreuungsdiensten, wie z. B. der AWO und dem Pflegedienst Busch, bieten wir haushaltsnahen Dienstleistungen an. Das können Reinigungstätigkeiten innerhalb der Wohnung, Wäschepflege oder Hilfe beim Einkaufen sein. Diese Dienste können Mieter für maximal 10 Stunden im Monat in Anspruch nehmen. Normalerweise betragen die Kosten circa 23,00 Euro bis 28,00 Euro pro Stunde, unsere Mieter zahlen lediglich 8,50 Euro die Stunde. Die UKBS übernimmt dabei die Differenz. Ziel dieses Projektes ist es, dass Ältere so lange und so selbstbestimmt wie möglich in ihrer eigenen Wohnung und der gewohnten Umgebung bleiben können. Uns ist die persönliche Bindung wichtig. Mieter, die sich rundum wohlfühlen, bleiben auch gern bei uns wohnen.
„Unser Anspruch ist es, für unsere Mieter eine hochwertige pflegerische Versorgung zu gewährleisten und Hilfen bei alters- und krankheitsbedingten Beeinträchtigungen zu geben.“
Eine günstige Wohnung zu finden, ist heutzutage sehr schwer, das ist bekannt. in Unna aber wird es immer schwieriger, überhaupt eine Wohnung zu finden. Spielt dieses Thema bei Ihrer Tätigkeit auch eine Rolle?
Nein, nicht direkt. Die Wohnraumvermietung übernehmen andere Kollegen im Haus. Aber natürlich werden wir auch mit dem Problem konfrontiert.
Ein gewisses Maß an Leerständen gehört zu einem gesunden Wohnungsmarkt dazu, das wären zwei bis drei Prozent. In Unna liegt die Quote deutlich darunter – mit fallender Tendenz. Bei genauerem Hinsehen fällt außerdem auf, dass Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen. Es gibt in Unna zu viele klassische Drei-Zimmer-Wohnungen für Familien. Doch die Lebensverhältnisse ändern sich, immer mehr Menschen leben allein.
Wie geht die UKBS auf eine solche Entwicklung ein?
Da hilft nur Bauen, Bauen, Bauen! Aber nicht konzeptlos, sondern durch Neubauprojekte, die sich am Bedarf orientieren. In Selm, Unna und Kamen wollen wir zum Beispiel ein nachbarschaftliches Miteinander im Mehrgenerationenwohnen fördern. Die Attraktivität unserer Gebäude im Bestand soll durch Umbauten erhalten und gesteigert werden. Außerdem plant die UKBS eine behutsame „standortbezogene“ Nachverdichtung bei ausgewählten, eigenen Grundstücken. Das alles in Unna. Bis Ende 2023 sollen so rund 40, zumeist kleine, preisgünstige, teilweise öffentlich geförderte Wohnungen in der Nähe der Innenstadt entstehen. Natürlich will das alles auch finanziert werden. Und deshalb muss die UKBS auch Geld verdienen – und das mit bezahlbaren Mieten!
Frau Schinkelewitz, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Das Interview führte Liberto Balaguer.
Ansprechpartnerinnen
Sarah-Laura Schinkelewitz
Tel.: (02303) 2827-50
Mail: s.schinkelewitz@ukbs.de
Katja Tran
Tel.: (02303) 2827-51
E-Mail: k.tran@ukbs.de