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Parkquartier Königsborn – ein Projekt stellt sich vor

Wer das in den 70er Jahren gebaute und zuletzt stark sanierungsbedürftige Wohngebäude an der Potsdamer Straße kannte, ist sicher froh, dass dieses 2017 abgerissen wurde. An die Stelle des kompakten Hochhauses mit acht Etagen und über 100 Wohnungen treten nun drei neue Gebäude mit vier bzw. fünf Geschossen. Alle Wohnungen sind öffentlich gefördert und barrierefrei. Im Frühjahr 2020 können voraussichtlich die ersten Mieter einziehen.

Gemeinsam mit seinen drei Gesprächspartnern machte Moderator Liberto Balaguer im Rahmen der beliebten Veranstaltungsreihe das Neubauprojekt „Parkquartier Königsborn“ zum Gesprächsthema an diesem Abend. In Erwartung einer hohen Anzahl an Besuchern hatte das Quartiersbüro diesmal ins Bürgerforum Königsborn eingeladen. gekommen waren rund 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger.

Till Knoche, Bereichsleiter „Wohnen, Soziales und Senioren“ der Kreisstadt Unna, erläutert, dass die Stadt mit dem Vorhaben die Chance nutzen möchte, die Betreuungsangebote im Quartier weiter auszubauen: „Das Projekt beeinhaltet verschiedene Wohn- und Pflegeangebote für unterschiedliche Zielgruppen sowie kleine Wohnungen, die besonders für ältere Menschen attraktiv sind.“ Oftmals würden diese nach dem Tod des Lebenspartners oder dem Auszug der Kinder in viel zu großen Wohnungen leben. Zägen diese Menschen nun in den Neubau, würden im Quartier wiederum größere Wohnungen frei, in die dann wieder Familien einziehen könnten. Die vielen in den 1970er Jahren entstandenen Drei-Zimmer-Wohnungen im Quartier deckten allein nicht mehr den vielfältigen Bedarf ab. Was besonders fehlt, seien kleine Wohnungen für ein bis zwei Personen. Das bestätit eine Bewohnerin aus dem Publikum „Ich bin aus der Potsdamer Straße ausgezogen, weil mein Sohn geheiratet hat – die Wohnung war dann zu groß für mich alleine. Seit  über 40 Jahren wohne ich nun schon in der Kieler Straße, gleich um die Ecke.Ich fühle mich wohl hier und möchte gerne in der Siedlung bleiben.“ Solche Wünsche kennt auch der Moderator Liberto Balaguer: „Im Quartiersbüro bekommen wir viele Anfragen von Menschen, die in kleinere Wohnungen umziehen möchten und gerne im Quartier wohnen bleiben wollen.“ Angesprochen auf die formalen Voraussetzungen, um in das Parkquartier Königsborn einzuziehen, erklärt Till Knoche: „Da es sich um öffentlich geförderten Wohnraum handelt, ist ein Wohnberechtigungsschein notwendig. Unter Vorlage der Einkommensunterlagen kann dieser beim Bürgerservice beantragt werden.“ Interessierte sollten sich zudem im Rathaus bei Frau Voss in der Wohnraumvermittlung registrieren lassen. Dabei sind auch Angaben wichtig, wie der Grad der Behinderung, oder warum man in das Quartier ziehen oder dort bleiben möchte. Till Knoche weiß, dass es zum Beispiel ältere Menschen gebe,die in direkter Nähe ihrer erwachsenenen Töchter und Söhne wohnen bleiben möchten, um die lückenlose Kinderbetreuung der Enkel weiterin gewährleisten zu können. „Solche familiären oder auch nachbarschaftlichen Netzwerke sollen auf keinen Fall unterbrpchen werden“, betont er. „Das sind gerade für Alleinerziehende notwendige Hilfen, um etwa das Nachgehen einer Beschäftigung zu erleichtern oder erst möglich zu machen. In einem Quartier muss es Infrastrukturen für Jung und Alt geben.“

Wohnzimmergespräche "Parkquartier Königsborn – ein Projekt stellt sich vor"
Liberto Balaguer im Gespräch mit dem Publikum (Foto: plan-lokal/Dennis Sakowski)

Von seinem zweiten Gesprächspartner Holger Heilmann, dem Vertreter des Bauherren, möchte Liberto Balaguer mehr zum Hintergrund des Projektes erfahren. das Vorhaben hat ein Kostenvolumen von rund 21 Mio. Euro, davon sind 14,6 Mio. Euro Fördergelder. Heilmann: „Natürlich ist die Förderung kein Geschenk und muss zurückgezahlt werden. Die Förderung bezieht sich auf zinsgünstige Darlehen des Landes.“ Durch diese Förderung entstehe preisgebundener Wohnraum. „Wer als Investor eine solche Förderung in Anspruch nimmt, verpflichtet sich, eine bestimmte Miethöhe nicht zu übeschreiten. Beim Parkquartier Königsborn sind dies etwa 5,35 Euro pro Quadratmeter, hinzu kommen die Nebenkosten“, erläutert Heilmann. Diese Mietbindung laufe je nach Förderrichtlinie 15, 20 0der 25 Jahre lang. Till Knoche weiß dazu berichten: „Noch in den 1980er jahren gab es in der Stadt Unna über 4.000 geförderte Wohnungen mit Mietpreisbindung. Die aktuelle Anzahl liegt bei 2.189 Wohnungen.“

Preiswertes Bauen spare oft an der Qualität vermutet Liberto Balaguer. Holger Heilmann widerspricht: „Als Architekt füge ich Sachen zusammen – digital und im wirklichen Leben. Wir machen hier Hochbauarchitektur, „Gesellschaftsarchitektur“. Das bedeutet, unsere Gebäude können ein Quartier prägen und die Lebensbedingungen für die Menschen bestimmen. Architektur muss dabie nicht teuer sein, wenn Sie zum Beispiel an das ‚Bauhaus‘ denken oder das ‚Gartenstadt‘-Konzept. Mit einer gwwissen Standardisierung kann man schneller bauen und damit preiswerter. Das muss man können und man muss sich vielleicht mehr Gedanken machen als andere, die teuer bauen.“ Gegenüber dem alten Gebäude gebe es eine andere Aufteilung der Grundrisse, schildert Heilmann weiter: „Die meisten Wohnungen sind zwischen 40 und 65 Quadratmetern groß und haben zwei Zimmer. Im Durchschnitt haben die Wohnungen eine Größe von 48 Quadratmetern.“ Eine Besucherin fragt, ab wann die Grundrisse einsehbar seien, etwa in Form eines Exposés. Holger Heilmann antwortet: „Gerade sind wir noch mitten im Baustellenbetrieb, dann kommt das Baustellenfest am 28. Juni, zu dem ich Sie, meine Damen und Herren, herzlich einlade. Wir haben uns dazu entschieden, dass wir die Grundrisse nach den Sommerferien veröffentlichen.“

Angesprochen auf einen weiteren Baustein des Gesamtkonzeptes erklärt Holger Heilmann auch, was es mit den sogenannten Ankermietern auf sich hat: „Es gibt drei Ankermieter, für die seit Projektbeginn Flächen im Neubau vorgesehen sind. Hierbei handelt sich um die ‚Lebenshilfe Unna‘, die Wohngruppen u. a. für Menschen mit Behinderungen betreiben. Zudem mietet die ‚Mobile Alten- und Krankenpflege‘ (MAK) insgesamt 21 Wohnungen an, vorgesehen ist hier ein Angebot im Bereich des Servicewohnens für ältere Menschen. Und dritter Ankermieter ist das ‚Sozialwerk St. Georg‘, das Büroräume im Erdgeschoss anmietet und auch ein Begegnungscafé betreiben wird, das offen für alle Bewohner im Quartier ist.“


Städtebauliche Idee „Parkquartier Königborn“ (Grafik: SPA schmidtploecker für HS Unna Vermögens UG & Co. KG)

Um mehr zur Belegung und zur Verwaltung der Wohnungen zu erfahren, hat Liberto Balaguer einen dritten Gesprächspartner eingeladen. Frank Schulz, Geschäftsführer von Ulrich Immobilien aus Arnsberg, ist in enger Zusammenarbeit mit der Kreisstadt Unna verantwortlich für die Vermietung der Wohnungen. „Wir kümmern uns um die Besichtigungen, den Mietvertrag, beauftragen den Winterdienst oder den Hausmeisterservice.“ Wie Till Knoche betont auch Schulz, dass es wichtig sei, dass die zukünftigen Mieter einen Wohnberechtigungsschein vorliegen haben.

„Ich schätze, das Interesse an den Wohnungen ist sehr groß?“, hakt Liberto Balaguer nach. „Wir führen eine Interessentenliste mit derzeit über 100 Personen. Das heißt nicht, dass diese Interessierten auch alle eine Wohnung mieten werden. Wenn manche die Grundrisse sehen oder die Wohnung besichtigen, kann es sein, dass es sich einige anders überlegen, weil sie sich zum Beispiel eine größere Küche vorstellen.“ Eine Besucherin möchte wissen, ob eine Kaution zu zahlen sei. Das bestätigt Frank Schulz. Er sei aber gerade mit den Verantwortlichen der Kreisstadt Unna im Gespräch, ob zwei oder drei Monatsmieten gezahlt werden müssten. Ob auch eine Bürgschaft ausreicht, werde individuell im Einzelfall geregelt. Start der Vermietung werde im August sein, verspricht Schulz. Er und seine Mitarbeiter werden dann dreimal in der Woche vor Ort sein. Interessierte könnten sich dann die Wohnungen anschauen und sagen, welche Wohnung sie gerne mieten möchten. „Wenn sich mehrere Personen für eine Wohnung interessieren, wird das Los entscheiden müssen“, stellt Frank Schulz klar. Till Knoche ergänzt: „Uns als Stadt ist es ganz wichtig, die Vergabekriterien transparent zu gestalten. Ziel ist, bei der Belegung eine gesunde Mischung mit älteren Menschen, Familien, Alleistehenden und Alleinerziehenden zu erreichen.“


Parkquartier Königsborn (Foto: plan-lokal/Dennis Sakowski)

Zum Ende der Wohnzimmergespräche weist Liberto Balaguer nochmals auf die Einladung zum Baustellenfest am 28. Juni 2019 hin. „Das Parkquartier Königsborn ist für das Land NRW, die Kreisstadt Unna und uns als Investor ein Leuchtturmprojekt“, stellt Holger Heilmann abschließend fest. „Ich rechne fest mit dem Besuch der NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach und freue mich, wenn ganz viele Nachbarn, Bewohner des Quartiers und zukünftige Mieter mit uns gemeinsam feiern.“