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Geplante Heimat?

Der Begriff „Heimat“ erlebt schon seit einigen Jahren eine faszinierende Renaissance! Selbst die Politik hat dies aufgegriffen. Der Zuwachs an Bedeutung wird auch sichtbar an zwei unter anderem für die Stadt- und Regionalentwicklung zuständigen Ministerien auf Landes- und Bundesebene: Beide tragen „Heimat“ in ihren Titeln.

Was dieser Bedeutungszuwachs inhaltlich für die Stadtentwicklung und -planung bedeutet, liegt auf der Hand: Im Kern geht es um Chancen zu Selbstbestimmung und Teilhabe – in Raum und Gesellschaft. Diese Chancen aber sind räumlich, vor allem aber sozial sehr ungleich verteilt. So ist es an der Zeit, der Frage nachzugehen: Was bedeutet Heimat für die Planung?

Markierte Heimat, besonders für ältere Menschen, den Ausdruck eines Verlustes durch Krieg und Vertreibung, benutzt der heutige Sprachgebrauch Heimat vor allem als ein Gefühl der Erinnerung an den Geburtsort bzw. den Ort, an dem man aufgewachsen ist. Zu erkennen sind so zwei wesentliche Deutungsebenen: Heimat als Ort der Kindheit und Jugend sowie Heimat als (mögliches) neu erlernbares Gefühl im Erwachsenenalter.

Folgt man dieser Logik, fällt der Stadt- und Quartiersplanung eine wesentliche Schlüsselfunktion zu, hat sie doch großen Einfluss auf das Entstehen von Heimat und die Chancenverteilung. Durch die Erfüllung oder eben auch Nicht-Erfüllung der Anforderungen an ein Wohn- und Lebensumfeld der verschiedenen Milieus sind beide Planungsbereiche in der Verantwortung, über die Zusammensetzung von Nachbarschaften mitzuentscheiden. Letztlich können Planer mit der Gestaltung des öffentlichen Raums zufällige Begegnungen fördern oder verhindern und damit Einfluss nehmen auf das Entstehen sozialer Netzwerke. So brauchen Menschen jeden Alters Räume der Aneignung und damit die Möglichkeit, nach dem Verlust der „alten“ Heimat ein neues Zuhause zur Heimat werden zu lassen. Das gilt für die Integration von geflüchteten Menschen genauso wie auch für die berufs- oder familienbedingten Umzüge, die es erforderlich machen, Aneignungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Steuerbar ist darüber hinaus, ob, wie viele und welche Landschaftsräume für Kinder und Jugendliche zugänglich sind und welche Naturerfahrungen sie machen können. Im Projekt „Soziale Stadt Königsborn Süd-Ost“ wird diese planerische Gestaltung der Lebensumwelt auf vielen Ebenen deutlich. Das neue Bauvorhaben „Parkquartier Königsborn“ wird im Frühjahr kommenden Jahres für viele Menschen zu einer neuen Heimat werden und auch die Arbeiten an den Kinderspielplätzen, Wegen und Grünflächen gestalten Heimat neu. Für Kinder und Jugendliche wird der schräg gegenüber des Königsborner Bahnhofs liegende Naturerfahrungsraum unmittelbare Natur-erlebnisse bieten.

Liberto Balaguer
Quartiersmanager