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Für eine Kultur des Miteinanders!

„Ein Bergmann kann alles!“ Diesen Spruch habe ich vor 30 Jahren oft gehört, schließlich bin ich im Ruhrgebiet aufgewachsen und viele Väter meiner Mitschüler waren selber aktive Bergleute. Heute, nach der Schließung der letzten Schachtanlage Prosper-Haniel in Bottrop im Dezember 2018, ist dieser Spruch nur noch selten zu hören. In Deutschland hat die Förderung von Steinkohle offiziell geendet. Viele Bergleute sind im Ruhestand, für junge Leute ist dieser Beruf keine Option mehr. Zu Unrecht wie mein Gesprächspartner meint. Ich bin verabredet mit Burkhard Böhnisch, Ratsmitglied in Unna und seit November 2020 neuer Ortsvorsteher in Unna Königsborn. Wir kennen uns schon eine Weile und hatten oft beruflichen Kontakt im Kinderclub der Falken.

Burkhard, Du warst 34 Jahre bei der Ruhrkohle AG und hast davon über 30 Jahre unter Tage gearbeitet. Kann ein Bergmann wirklich alles?

Lacht! Nein, sicherlich kann ein Bergmann nicht alles! Aber was mit diesem Spruch gemeint war, ist das große Improvisationstalent der Bergleute. Bergleute mussten sich immer zu helfen wissen! Besonders wenn unerwartete Schwierigkeiten auftauchten und sie mussten ausdauernd sein.
Mit dem Bergbau verbinden alle zumeist den Abbau von Stein- und Braunkohlen. In Deutschland werden aber auch viele andere Rohstoffen unter Tage abgebaut, die wir für unsere Industrie brauchen. Zum Beispiel Kalisalze, oder Quarzsande, Graphit, Magnesium oder Lithium für E-Autos. Wir reden hier von über 50.000 direkt Beschäftigte. Der Bergbau ist nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit über 1.000 Betrieben, die fast 900 Millionen Tonnen Rohstoffen abbauen.

Die Tradition der Bergleute ist Dir sehr wichtig. Warum?

Unter Tage, da sind alle Menschen gleich. Ob Christen, Juden oder Muslime, alt oder jung. Da zählt nur der Zusammenhalt. Auf meine Kumpel muss ich mich verlassen können. Auch wenn man gestritten hat oder jemanden nicht leiden mag. Ohne diese Solidarität wird es für alle lebensgefährlich! Dieses füreinander einzustehen ist in vielen Bereichen unserer Gesellschaft verloren gegangen! Das schafft viele Probleme in den Städten und Gemeinden, in den Stadtteilen und Quartieren. Dieses Miteinander sehe ich auch als Vorbild für meine Arbeit in Königsborn. Wir sind eine Solidargemeinschaft, das macht die Corona-Pandemie mehr als deutlich. Ohne Solidarität geht nichts, ein „Jeder für sich“ können sich nur Wohlhabende leisten, die genug Vermögen haben, um kleine und große Katastrophen im Leben aufzufangen.

Burkhard, Du engagierst Dich seit 2014 in der Politik, seit November bist Du neuer Ortsvorsteher in Königsborn. Was genau ist Deine Funktion?

Meine Aufgabe als Ortsvorsteher ist es, für Bürgerinnen und Bürger von Königsborn Ansprechpartner bei Problemen und Fragen zu sein, Hilfestellung zu leisten, Ideen und Vorschläge aufzugreifen, das Miteinander zu fördern und Kontakte zu vermitteln. Der traditionelle Name für diese Funktion ist „Der Kümmerer“ und so sehe ich mich auch. Geprägt hat mich die Solidarität die ich aus dem Bergbau, der Gewerkschaft IGBCE und dem Knappenverein kenne. In diesem Zusammenschluss der Bergleute bin ich noch heute und wir pflegen bei unseren Treffen die bergmännischen Traditionen.

Du bist SPD-Mitglied, wie bist Du überhaupt zur Sozialdemokratie gekommen?

In meinem Elternhaus wurden die Errungenschaften der Sozialdemokratie, wie zum Beispiel Gewerkschaften, Mitbestimmung im Unternehmen, Tariflöhne und Arbeitsschutz immer sehr geschätzt. Von Kindheit an habe ich erfahren, dass man nur gemeinsam und miteinander seine Ziele erreicht.
Durch mein ehrenamtliches Engagement bei den Falken und dem Falken Kinderclub, sowie durch meine Falkenfreunde Heike Gutzmerow und Sebastian Laaser bin ich mit dem SPD-Ortsverein Königsborn-Alte Heide in Kontakt gekommen. Da ich ja als Bergmann der SPD immer nahe stand, war es für mich logisch auch dieser Partei beizutreten, um über den Ortsverein an weiteren Verbesserungen in Unna mitzuarbeiten.

Von Kindheit an habe ich erfahren, dass man nur gemeinsam und miteinander seine Ziele erreicht.“
Burkhard Böhnisch
Ortsvorsteher Königsborn

 

Mit welchen Anliegen wenden sich Könisgborner an Dich? Wirst Du Sprechstunden anbieten?

Die Anliegen sind breit gefächert, von der Weihnachtsbeleuchtung am Königsborner Markt, der Verlegung eines Wartehäuschen an einer Bushaltestelle, Baumschnitt, Nachfragen zum Friederichsborn und dem Kurpark mit seinem Bistro und natürlich auch zum Thema Sauberkeit und Sicherheit auf den Straßen bis hin zum Zustand der Bürgersteige und Fahrradwege. Aber auch das einfache Pläuschken mit Bürgerinnen und Bürgern darf nicht fehlen.
Sprechstunden für Bürgerinnen und Bürger sind für einen Ortsvorsteher ein Muss! Aufgrund der Corona-Pandemie können diese allerdings nur telefonisch stattfinden. Sobald es die Situation jedoch hergibt, werde ich auch persönliche Sprechstunde anbieten. Die persönlichen Kontakte sind sehr wichtig und fehlen mir.

Was gefällt Dir an Deiner Tätigkeit als Ortsvorsteher besonders gut?

Der Kontakt mit den Menschen, den Trägern der verschiedenen Einrichtungen und allen anderen Akteuren im Quartier. Wenn es darum geht Probleme zu lösen oder Hilfestellung zu leisten, sollte das Ergebnis alle zufriedenstellen. Und dass alle Wissen, ich bin für sie als Ansprechpartner da.

Was macht den Stadtteil und besonders das Quartier rund um die Berliner Allee lebenswert?

Eine gute soziale Infrastruktur, kurze Wege zur Betreuung und Beschulung der Kinder und Jugendlichen, die Naherholung sowie die Freizeitmöglichkeiten im Kurpark. Zu nennen sind hier aber auch die vielen Veränderungen und Verbesserungen die mit dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ in den vergangenen Jahren erreicht worden sind.

Wie siehst Du den nördlichen Teil Königsborns z.B. der Bereich Augustastraße, Dorotheenstraße?

Während des Kommunalwahlkampfs bin ich immer wieder auf Missstände hingewiesen worden. Die Bürgerinnen und Bürger in Königsborn Nord fühlen sich abgehängt. Nicht wenige sagen „Alles geht doch in das Quartier rund um die Berliner Allee und nichts zu uns.“ Dass dieser Zustand nicht so bleibt, daran müssen wir alle gemeinsam arbeiten.

In welche Richtung sollte sich Königsborn und besonders dieses Quartier entwickeln?

Die gute Entwicklung der Lebensqualität und sozialen Anbindungen des Quartiers rund um die Berliner Allee, hat viele Väter und Mütter. Ohne die Fördermittel vom Bund, dem Land NRW und das Engagement der Kreisstadt Unna hätten viele Maßnahmen nicht umgesetzt werden können. Notwendig sind aber auch Menschen, die sich kümmern, die Fäden in der Hand halten, Impulse geben und Ideen aufgreifen. Zu nennen ist hier natürlich das Quartiersbüro mit seiner Koordinierungsfunktion aber auch die vielen engagierten Bürgerinnen und Bürger, der Quartiersbeirat oder Akteure in den sozialen Einrichtungen, Kirchengemeinden, Wohnungsunternehmen und vielen anderen Institutionen. Dieser Veränderungsprozess muss weitergeführt und verstetigt werden. Gleichzeitig müssen wir den nördlichen Teil Königsborns stärker in den Fokus nehmen und zum Beispiel mehr Treffpunkte für Jung und Alt, Familien und Alleinstehende schaffen, um eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Ich denke dabei an die Reaktivierung des Königsborner Marktplatzes oder den Zechenplatz.

Wo siehst Du die größten Baustellen?

Die Umgestaltung des Königsborner Bahnhofs mit seinem Umfeld. Der Kurpark, sowie die Sensibilisieren für mehr Sauberkeit und Ordnung an öffentlichen Plätzen und Grünanlagen.

Burkhard, viel Erfolg in den kommenden Jahren, ich danke Dir für das Gespräch.

– das Interview führte Liberto Balaguer.


Bürgersprechstunde am Telefon

In Zeiten der Corona-Pandemie ist Burkhard Böhnisch dienstags von 10:00 bis 12:00 Uhr telefonisch zu erreichen:

Tel. (02303) 81279
Mobil (0176) 21041105

Sobald es wieder möglich ist, werden Sprechstunden in der Gaststätte „Spiegel“ am Königsborner Markt und im Quartiersbüro an der Berliner Allee stattfinden.