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Aktive Hilfe aus dem Quartier

Ganz einfach war es nicht, Rosemarie Lange für ein Interview zu gewinnen. In der Redaktion hatten wir aber schon lange den Wunsch, Menschen vorzustellen, die im Quartier leben und nicht nur hier arbeiten wie Polizeibeamte, Sozialberater oder -planer. Jetzt sitze ich mit ihr in der Kleingartenanlage an der Hermannstraße in Königsborn und bin beeindruckt von so viel Blumenpracht, von üppigen Tomatenpflanzen und dem großen Walnussbaum. Ein kleines Paradies, in dem sich bei Kaffee und Kuchen angenehm plaudern lässt.Ganz einfach war es nicht, Rosemarie Lange für ein Interview zu gewinnen. In der Redaktion hatten wir aber schon lange den Wunsch, Menschen vorzustellen, die im Quartier leben und nicht nur hier arbeiten wie Polizeibeamte, Sozialberater oder -planer. Jetzt sitze ich mit ihr in der Kleingartenanlage an der Hermannstraße in Königsborn und bin beeindruckt von so viel Blumenpracht, von üppigen Tomatenpflanzen und dem großen Walnussbaum. Ein kleines Paradies, in dem sich bei Kaffee und Kuchen angenehm plaudern lässt.

Frau Lange, warum haben Sie diesen Ort für unser Gespräch vorgeschlagen?
Weil ich hier zur Ruhe komme, entspannen kann und neue Kraft sammle. Und weil hier alles angefangen hat!

 

„Hier leben Menschen, mit denen mich viel verbindet.“ – Rosemarie Lange, 1. Vorsitzende, Aktive Hilfe Könisborn e.V.

 

 

 

 

Sie spielen auf Ihren Verein „Aktive Hilfe Königsborn“ an. Darüber werden wir sicherlich später noch mehr erfahren. Zunächst möchte ich gerne wisse, wie lange Sie schon in Unna leben.
Schon ziemlich lange: Seit 1970 in Unna und 1977 sind wir dann in die Potsdamer Straße 4 gezogen. Das waren damals schöne, moderne Wohnungen. Wir haben im vierten Stock gewohnt und hatten eine tolle Aussicht bis in den Kurpark! Mein Sohn ist in dieser Siedlung aufgewachsen und ich lebe immer noch gerne hier, jetzt an der Platanenallee.

Das Gebäude an der Potsdamer Straße war ja in den letzten Jahren sehr sanierungsbedürftig. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde es abgerissen.
Das war auch dringend nötig! Bis Anfang der 1990er Jahre war die Nachbarschaft eine richtige Gemeinschaft. Wir haben zusammen gefeiert und uns gegenseitig mit kleinen Gefälligkeiten ausgeholfen. Im Haus wohnten junge Familien und viele Kinder, die das gleiche Alter hatten wie mein Sohn. Die Kinder konnten frei spielen, besonders auf den Spielplätzen im Innenbereich der Siedlung. Im Sommer haben einige Kinder sogar auf der Wiese vor dem Haus im Zelt übernachtet. Für die Kinder war das ein Abenteuer, das nicht weniger aufregend war als für uns Eltern.

Für Familien ist das Quartier auch heute noch ideal – die AWO Kita „Rasselbande“ ist mittendrin und sowohl Grundschulen als auch weiterführende Schulen sind ganz in der Nähe. Außerdem können die Kinder im grünen, autofreien Innenbereich gefahrlos spielen. Das ist schon ein ganz besonderer Wohnwert.

Kann man trotzdem sagen, das Quartier ist Ihre Heimat?
Und ob! Hier leben Menschen, mit denen mich viel verbindet. Aber die Zeiten sind schon anders geworden. Die Gemeinschaft und das Miteinander ist weniger geworden. Auch sind viele private Gärten und öffentliche Wege nicht mehr so gepflegt wie früher.

Können Sie uns Beispiele im Quartier nennen?
Aber ja! Viele Gehwege sind so ein Beispiel: Für ältere Menschen, die auch noch einen Rollator benutzen müssen, ist die Gefahr groß, über Baumwurzeln zu stolpern. Schauen Sie sich mal die Platanenallee an. Auch für Mütter mit Kinderwagen ist das sehr gefährlich. Manche andere Wege haben Schlaglöcher oder die Gehwegplatten sind locker.

Sehen Sie auch positive Entwicklungen im Quartier?
Ja, natürlich! Noch vor einigen Jahren war der Sperrmüll ein großes Problem. Wenn Sie durch die Siedlung gegangen sind, lag oft Unrat an der Straße. Das ist viel weniger geworden. Auch das neue Bauvorhaben an der Potsdamer Straße wird ein Gewinn für das Quartier sein.

Zu Beginn unseres Gesprächs haben Sie gesagt, dass hier alles angefangen hat. Was meinten Sie damit?
Wir haben 2001 hier im Schrebergarten unseren gemeinnützigen Verein „Aktive Hilfe Königsborn“ gegründet.

Sie sind die 1. Vorsitzende dieses Vereins. Welche Aufgaben hat der Verein?
Unsere Aufgabe ist die unbürokratische Unterstützung von Familien mit schwerkranken Kindern oder Jugendlichen. Gegründet wurde der Verein aus persönlicher Betroffenheit. Damals erkrankte Stefan Kugel, das Kind eines mir bekannten Ehepaares an Leukämie. Für mich war klar: Da muss geholfen werden! Heute haben wir rund 60 Mitglieder und unterstützen derzeit fünf Familien bzw. deren Kinder. Viele Therapien wie eine Reittherapie sind teuer und die Krankenkassen übernehmen keine oder nur einen geringen Teil der Kosten. Hier leisten wir konkrete Hilfe – finanziell, aber auch mit Rat und Tat.

Müssen die Betroffenen einen schriftlichen Antrag stellen?
Ein persönliches Verhältnis zu der Familie ist uns sehr wichtig. Wir machen immer einen Besuch, lernen die Familie in ihrer häuslichen Umgebung und zum Beispiel auch die Geschwister kennen. Die Entscheidung, welches Kind unterstützt wird, treffen die Mitglieder des Vorstandes gemeinsam.

Können Sie uns Beispiele für konkrete Hilfen nennen?
Das ist ganz individuell, von der Vogelnest-Schaukel für einen autistischen, vierjährigen Jungen bis zu mehreren Delfintherapien in der Türkei für einen schwerbehinderten 14-jährigen Jungen. Immer dann, wenn die Krankenkassen abwinken, versuchen wir einzuspringen und zu helfen. Regelmäßig fahren wir mit allen Familien ins Phantasialand und übernehmen die Fahrtkosten.

Wie finanziert der Verein seine Arbeit und werden noch Mitstreiter gesucht?
Wir finanzieren uns ausschließlich aus Spenden unserer Mitglieder und vieler Bürger. Geldspenden haben wir auch von der Sparkasse UnnaKamen, von vielen Unternehmen oder vom Lions Club erhalten. Außerdem versuchen wir immer, mit eigenen Aktionen Geld zu sammeln, ob auf dem Weihnachtsmarkt durch den Verkauf von Plätzchen oder durch die Organisation einer Oldie-Night in der Aula der Grilloschule. Unsere Phantasie kennt da keine Grenzen.

In diesem Jahr haben Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums uns eine Spende zukommen lassen. Bei der Schulgala in der Stadthalle Unna waren Lehrer als „GSG-Boygroup“ aufgetreten. Die 600 Zuschauer waren begeistert. Helfende Hände und engagierte Menschen suchen wir immer!

Frau Lange, vielen Dank für unser Gespräch.
Das Interview führte Liberto Balaguer.