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Digitaler Shutdown in Königsborn? Weit gefehlt!

Nach der Wiederöffnung von Schulen, Kitas, Jugend- oder Kultureinrichtungen hatten viele das Gefühl, wieder aufzutauchen. Wir schütteln uns und fragen, ob wir schon sicheren Boden unter den Füßen haben. Angesichts der Prognosen für die nächsten Wochen wird jedoch die Unsicherheit bleiben. Eines ist aber sicher: Digitale Medien haben wesentlich dazu beigetragen, dass selbst im Lockdown nicht nur Wirtschafts- und Privatleben weitergingen, sondern auch die Kinder-, Jugend- und Gemeindearbeit.

Auch in Königsborn hat es dabei einen echten Digitalisierungsschub gegeben, der Defizite aufdeckte und immer wieder zu sprunghaftem Kompetenzzuwachs führte. Rasch haben viele Einrichtungen im Quartier reagiert und ihre Angebote digital angepasst und damit zumeist neue Wege zur Kommunikation nicht nur mit Kindern und Jugendlichen gefunden. Was davon langfristig bleibt, was geht und wie viele Ressourcen diese Formate brauchen, wird sich zeigen. Nachfolgend einige beispielhafte Angebote, Kanäle und Aktivitäten der Einrichtungen und Träger im Quartier sowie deren Erfahrungen und Einschätzungen zur Zukunft.

Welche Kanäle werden genutzt?

Um Heranwachsende anzusprechen, muss man sich in deren Lebenswelten aufhalten und agieren. Dementsprechend nutzten viele Kinder- und Jugendeinrichtungen aber auch Kirchengemeinden ihre vorhandenen Social-Media-Kanäle oder starteten neue. Trotz vieler Bedenken ist neben Twitter, Instagram und Facebook auch WhatsApp von Bedeutung, um über aktuellen Angebote zu informieren und Hilfen anzubieten. Natürlich bieten auch die jeweiligen Internetseiten aktuelle Informationen.
Traditioneller aber keineswegs veraltet: das Telefon. Um den Kontakt zu ihren Kunden, Zielgruppen oder Hilfesuchenden aufrecht zu erhalten, nutzten besonders Beratungsstellen oder Institutionen und Ämter dieses Medium.
Mehr im beruflich, fachlichen Zusammenhang erleben Videokonferenzen einen wahren Boom. Aber auch der Kontakt zu Oma und Opa lässt sich mittels Videochat gefahrlos aufrechterhalten. Auch die Sitzungen des Quartiersbeirates „Aktiv im Quartier!“, mussten im Juni und September als Online-Konferenz stattfinden. Genutzt wurde dabei das kostenlose Videokonferenzsystem „Zoom“. Ob die Sitzung im Dezember als reales Treffen stattfinden kann, muss abgewartet werden, zumal die Erfahrungen mit der Online-Sitzung insgesamt gut sind.

 

Wer machte was und wie geht es weiter?


    Falken Kinderclub

Der Falken Kinderclub entwickelte überraschend schnell das Format „Face to Face im Online Space“.

Immer dienstags, mittwochs und donnerstags wurden den Kindern (bis 13 Jahre) zwischen 9.00 und 14.00 Uhr, während der Schließung der Schulen, Hilfe bei den (digitalen) Hausaufgaben und Vorschläge für Beschäftigungsmöglichkeiten gegeben. Bevorzugtes Medium war dabei der Videochat mittels WhatsApp. Der Kontakt wurde aber auch telefonisch oder per E-Mail gehalten.
Auch wenn im Kinderclub wieder Aktionen, Feste und andere Präsensveranstaltungen stattfinden, bleiben für Johanna Dörr, der pädagogischen Leiterin des Kinderclubs, die digitalen Angebote integraler Bestandteil der Arbeit. Handlungsbedarf sieht sie bei der Medienbildung im Elternhaus, bei Fachkräften, Lehrern und Kindern: „Wir alle müssen weiterhin viel Neues lernen!“


    InVIA UNNA

Bei IN VIA Unna mit den beiden Projekten „VITAL im Quartier“ (Kontaktpunkt für Alleinerziehende) und „Familiencoach“ waren und sind die Mitarbeiter weiterhin für Ratsuchende da:

Die Klientinnen und Interessierte haben auch weiterhin die Möglichkeit, die Mitarbeiter per E-Mail, Telefon oder Video-Telefonat zu erreichen und sich Unterstützung zu holen: das kann Hilfe beim Ausfüllen von SGB II – Anträgen, bei der Beantragung von Kindergeld, Kurzarbeitergeld oder auch Fragen rund um die Unterstützung von Kindern (schulische Angelegenheiten, Suche nach Freizeitangeboten usw.) sein. Ergänzend können Interessierte auch Instagram (invia unna) oder Facebook (IN VIA Unna e.V.) nutzen. Weitere Onlineangebote sind in Planung. Mehr Infos finden sich regelmäßig auf der Internetseite www.invia-unna.de


Kinder- und Jugendhaus Taubenschlag

Auch im Kinder- und Jugendhaus Taubenschlag der Ev. Gemeinde Unna Königsborn haben Mitarbeiter und Jugendreferenten in der Corona-Hochzeit unterschiedliche Angebote entworfen:

  • Auf Instagram, Facebook und YouTube war eine Online-Kinderbibelwoche über das Thema „Kinderrechte“ zu sehen.
  • Über den WhatsApp Spieler-Pool – werden regelmäßig Spiele angeboten wie zum Beispiel Werwolf, Stadt-Land-Fluss, Ratespielen und Co.
  • Um den Protest für effektive Klimaschutzmaßnahmen von der Straße ins Netz zu bringen, stellten die Teamer des Taubenschlags über ihre Social Media Kanäle die Aktion #NetzstreikFürsKlima und auch die Kampagne #LeaveNoOneBehind vor.
  • Für die Abstimmung und den regelmäßige Austausch mit den Ehrenamtlichen wurde und wird weiterhin Videokonferenzsystem „Zoom“ genutzt.

    Ev. Kirchengemeinde Königsborn

Die Kirchengemeinden kämpfen ebenfalls mit den Herausforderungen, die das Kontaktverbot mit sich bringt. Trotz vieler Einschränkungen in der Evangelischen Kirchengemeinde Königsborn, freut sich Pfarrerin Kristin Busch-Zimmermann über erhöhte Klickzahlen auf der Gemeinde-Homepage und den Facebook-Seiten.

Die Angebote wie zum Beispiel die Kinderbibelwoche wurden dabei im Pfarrteam entwickelt. Auch wenn gerade der Zugang zu älteren Gemeindemitgliedern schwierig ist, sind die Rückmeldungen zu den digitalen Angeboten insgesamt positiv. Besonders der Oster-Newsletter und die Sofa-Gottesdienste findet viel Zuspruch. Der Ostersegen aus der Paul-Gerhardt-Kirche kann auf Youtube auch heute noch betrachtet werden: https://www.youtube.com/watch?v=zsRjvCJupUU
Inwieweit die Angebote bzw. der Newsletter nach der Corona-Pandemie weitergeführt werden, wird sich nach Ansicht der Pfarrerin zeigen müssen: „Ich beobachte eine Flut von digitalen Gottesdiensten auf Youtube. Ich wage zu bezweifeln, dass sich viele Leute das wirklich zuhause anschauen. Nicht jede Gemeinde muss jetzt im Internet Gottesdienste streamen.“


    Evangelische freie Gemeinde Unna-Königsborn

Die Evangelische Freie Gemeinde Unna-Königsborn EFG hat viele Mitglieder auch außerhalb Königsborns. Um mit allen auch während der Corona-Pandemie in Kontakt zu bleiben, sind zahlreiche digitale und analoge Angebote entwickelt worden:

  • Jeden Sonntag ein Livestream-Gottesdienst, mit dem rund 95% der Gemeindeglieder und Freunde erreicht werden.
  • Zusätzlich jeden Sonntag ein Video (ca. 15 min) mit einem Kindergottesdienst für Familien mit kleineren Kindern.
  • Während der Woche verschiedene Kleingruppentreffen über die Videoplattform Zoom.
  • Die Gemeindeleitung trifft sich ebenfalls regelmäßig über Zoom.
  • Gemeindeglieder, die über keine technischen Möglichkeiten verfügen, bekommen jede Woche eine CD mit der Predigtaufnahme zugestellt (vor allem diejenigen, die sich in einem Heim befinden).
    Insgesamt finden die neuen digitalen Angebote viel Zuspruch und so kann sich Gemeindeleiter Georg Münch gut vorstellen, auch „nach Corona“ zumindest die Gottesdienste bzw. Predigten zum Nachhören als Video ins Netz zu stellen.

Kath. Herz-Jesu Gemeinde

Die katholische Herz Jesu Gemeinde in Königsborn konnte, wie alle Gemeinden in Deutschland, ebenfalls keine Gottesdienste feiern. Die Gemeindemitglieder waren jedoch weiterhin aktiv und hielten das Gemeindeleben mit analogen und digitalen Projekten und Informationen aufrecht.

Schon zu Beginn der Krise hat die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd)) ihre Mitglieder aufgerufen sich zu melden, um Hilfen für den Einkauf und andere Erledigungen organisieren zu können. Die Mitarbeiterinnen und der Vorstand der kfd sind über das Pfarrbüro und per E-Mail zu erreichen. Weitere digitale Angebote der Pfarrei St. Katharina werden über einen eigenen YouTube Kanal unter „Katholische Kirche Unna Fröndenberg Holzwickede“ und über die Internetseite der Pfarrei www.kircheunna.de angeboten.
Die Jugendgruppen in der Herz Jesu Gemeinde, die sich sonst wöchentlich getroffen haben, wie zum Beispiel die Pfadfinder nutzen unterschiedliche Online-Plattformen um in Kontakt zu bleiben und gemeinsame Aktivitäten zu starten. So wurde schon in „gemeinsamer Aktion“ ein Tassenkuchen in der heimischen Mikrowelle gebacken und gemeinsam verzehrt.
Gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde in Königsborn ist das (analoge) ökumenische Projekt „Ich – Du – Wir“ gestartet. Es verbindet die Kirchen in Königsborn mit einer Steinkette deren Steine bemalt, beschrieben oder einfach in natürlicher Schönheit belassen wurden. Stein an Stein bewegt sich die Kette von Herz Jesu in Richtung Christuskirche und lädt Kinder und Erwachsene zum Mitmachen ein.
Besonders schmerzvoll war die Absage der Vorbereitungen zur Erstkommunion. Doch auch hier wurden sehr schnell die Möglichkeiten der neuen Medien genutzt und zur Karwoche und zu Ostern kindgerechte Bastel- und Vorbereitungstexte für Kinder und Familie ausgesucht und an diese weitergeleitet.


Fazit

Dieser kurze Überblick den wir spontan abgefragt haben, zeigt aber auch, dass Beziehungsarbeit mit Kindern, Jugendlichen, Gemeindemitgliedern oder anderen Zielgruppen unmittelbare Begegnungen erfordern. Besonders viele Jugendliche sind die digitale Kommunikation regelrecht leid. Die befragten Fachkräfte und Akteure sehen große Vorteile digitaler Werkzeuge in der Vernetzung mit Fachkräften und in dem Bereich wollen sie digitale Werkzeuge auf jeden Fall weiter einsetzen. Fortbildungsbedarf wird derzeit in erster Linie bei den Themengebieten Datenschutz und Technikanwendung gesehen. Erst schrittweise rücken Fragen nach Wirksamkeit und pädagogischer Qualität beim Zusammenspiel von analogen und digitalen Angeboten in den Fokus. In diesem Sinne laden wir ein, Erfahrungen zusammenzuführen und gemeinsam an weiteren guten Angeboten zu arbeiten – auch nach Corona! Denkbar sind dabei zum Beispiel spezielle Angebote im zukünftigen Begegnungscafé direkt im Quartier.