Den Alltag hinter sich lassen, neue Erfahrungen sammeln, fremde Länder kennenlernen. Mit Menschen sprechen, die in einer ganz anderen Kultur leben als man selbst. Die meisten Menschen verbinden mit diesen Gedanken ganz einfach „Urlaub machen“. Doch wie Farina Pago und Steffen Schmitt reisen, hat mit „Urlaub machen“ nicht viel zu tun: die beiden Königsborner sind „Weltentdecker“. Liberto Balaguer hat die beiden zuhause besucht.
Farina, ihr wohnt in Königsborn, seid aber immer wieder für lange Zeit unterwegs. Was war bisher eure längste Reise?
Farina: Wir waren bereits mehrmals für längere Zeit reisen. Ich war bereits während des Studiums für ein halbes Jahr in Australien. Steffen hat in der Zeit in Österreich und auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet. Während meines Sabbatjahres 2013 bin ich wieder nach Australien aufgebrochen, wo ich Steffen kennengelernt habe und wir anschließend acht Monate zusammen gereist sind. Auf unserer letzten Reise waren wir knapp anderthalb Jahre unterwegs.
„Wir sind persönlich durch das Reisen gewachsen und bringen dies alles mit nach Hause.“ – Farina Pago & Steffen Schmitt, Weltentdecker & Blogger
Und wie ist das, wenn man wieder zuhause ist? Habt ihr so etwas wie „Heimatgefühle“? Steffen kommt ja aus Franken.
Farina: Das Heimatgefühl zieht uns immer wieder nach Hause. Die gewohnte Umgebung, das strukturierte und aufgeräumte Leben in Deutschland haben ihre Vorzüge. Hier kennen wir uns aus, wissen, in welchen Läden wir einkaufen gehen, hier sind unsere Familie und unsere Freunde und auch für Steffen ist Königsborn eine neue Heimat geworden. Natürlich statten wir während unserer Deutschlandaufenthalte auch seiner Familie in der Nähe von Würzburg immer einen Besuch ab.
„In der Welt zu Hause“ ist ein schöner Spruch, der auch für uns zutrifft. Aber die Heimat und unsere Wurzeln sind ganz klar dort, wo wir groß geworden sind, für mich in Königsborn und für Steffen in Franken.
Ihr habt euch in Australien kennengelernt. Was habt ihr da gemacht?
Steffen: Ich habe 2012 ein halbes Jahr in Sydney für ein großes Hotel gearbeitet, nachdem ich zuvor für einige Wochen in Amerika war. Farina hat zu der Zeit in einem Großkonzern gearbeitet und hatte in ihrem Sabbatjahr somit viel Zeit zum Reisen. In Australien hat sie zuerst bei einer Familie gegen Kost und Logis gearbeitet. Nachdem wir uns aber abends in einem Hostel begegnet sind, hat es nur wenige Tage gedauert, bis wir beide gemeinsam durch Australien gereist sind. Von diesem Moment an waren wir rund um die Uhr für die kommenden acht Monate zusammen und haben in dieser Zeit große Teile von Australien, Neuseeland und Thailand bereist.
Wie finanziert ihr jetzt euer Leben und die Reisen?
Farina: Im ersten Schritt durch Arbeiten. Für unsere Reisen haben wir entweder im Vorfeld Geld zur Seite gelegt oder aber im Ausland gearbeitet. Wenn man ein Ziel hat und weiß, wofür man spart oder worauf man hinarbeitet, kann man sich eine Langzeitreise gut finanzieren.
Natürlich machen wir keinen Urlaub im klassischen Sinn, das wäre zu teuer. Wir leben bei unseren Reisen günstig, kaufen auf Märkten ein, kochen selbst und wohnen in einfacheren Unterkünften und nicht in großen Hotels.
Steffen: Mittlerweile haben wir den Reiseblog „Oceans and Mountains“, mit dem wir Aufträge, zum Beispiel für Reiseberichte, bekommen und den wir zukünftig weiter aufbauen wollen.
Was ist das Besondere daran, all diese Reisen als Paar zu erleben?
Steffen und Farina lachen: Das Besondere ist, dass wir ein eingespieltes Team sind. Wir kennen uns in- und auswendig und meistern viele Dinge zusammen. Die schönsten Orte der Welt mit seinem Partner zu erleben, bringt so viele gemeinsame Erinnerungen und Momente mit sich, die eine andere Qualität haben, als wenn man alleine reist. Das ist ein Stück Heimat und Familie, das wir jedes Mal mit in die Ferne nehmen können.
Welche Landschaften haben euch am meisten fasziniert?
Farina: Beeindruckend fanden wir den Regenwald auf Borneo. Wer Abenteuer sucht, findet es hier zwischen gigantischen Bäumen und unzähligen Tieren wie Orang-Utans und Nasenaffen. Sri Lanka ist ein ganz besonderes Land mit wunderschönen Berglandschaften, Teefeldern und traumhaft wilden Stränden. Aber auch das Outback in Australien mit seiner endlosen Weite ist ein faszinierender Ort, ebenso wie Neuseeland mit seinen Fjorden, alpinen Gletschern und Vulkanlandschaften. Jedes Land hat seinen eigenen Reiz.
… und welche Stadt?
Steffen: Da gibt es mehrere – Singapur, Sydney, Melbourne oder Hongkong haben uns gut gefallen. Singapur ist sehr futuristisch mit tollen Lichtshows und Entertainment. Sydney ist eine moderne Metropole voller Leben. Melbourne vereint Kunst und Moderne miteinander wie keine zweite Stadt und Hongkong ist eine pulsierende Großstadt, an der es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt.
Um so lange unterwegs zu sein, muss man bestimmt schon zuhause einiges an Vorarbeit leisten. Wie bereitet ihr euch vor?
Farina: Das hängt davon ab, wie lange man weg sein möchte. Im Vorfeld ist immer einiges zu tun – Verträge kündigen, Behördengänge erledigen, Flüge buchen und Reise-equipment zusammenstellen. Versicherungen müssen angepasst werden und die Krankenversicherung auf eine Auslandskrankenversicherung umgestellt werden. Wohnt man in einer Mietwohnung, müssen der Mietvertrag und alles Übrige gekündigt und die Möbel und Kleidungsstücke untergebracht werden.
Gab es einen Ort oder ein Land, das euch besonders gefordert hat?
Steffen: Eindeutig Sri Lanka und Borneo. Das Reisen mit dem Rucksack durch Sri Lanka in alten Bussen und überfüllten Zügen kann schon sehr abenteuerlich sein. Vieles ist noch nicht so weit entwickelt und die besten Curries der Welt werden nach einem Monat eintönig, wenn es kaum Abwechslung gibt. Vor allem für Vegetarier und Veganer. Auch die Hygienestandards sind nicht sehr hoch.
Farina: In Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, waren wir im Grunde die einzigen europäischen Touristen und es gab wenig Auswahl an Restaurants und vegetarischen Gerichten. Nach zwei Wochen konnten wir keine gebratenen Nudeln und keinen gebratenen Reis mehr sehen. Alles war sehr einfach. Dafür waren die Menschen die freundlichsten, die wir bisher kennengelernt haben – und wir immer im Mittelpunkt des Geschehens.
„Das Heimatgefühl zieht uns immer wieder nach Hause.“ –Farina Pago & Steffen Schmitt, Weltentdecker & Blogger
Man sagt, Reisen bildet! Hat sich euer Blick auf Königsborn, euer Blick auf zuhause verändert?
Farina: Auf jeden Fall. Je länger wir weg sind, desto mehr wissen wir unsere Heimat zu schätzen. Wir sehen Menschen und ihre Probleme mit anderen Augen und gehen offener durch die Welt. Wir haben so viel Gastfreundschaft erfahren und konnten teilhaben an dem Glauben und dem Leben anderer Kulturen und Religionen. Wir sind persönlich durch das Reisen gewachsen und bringen dies alles mit nach Hause. Es ist immer wieder schön, zuhause zu sein und wir wissen Königsborn nach einer Reise immer wieder neu zu schätzen.
Ich bin neugierig: Habt ihr neue Reisepläne?
Steffen: Auf jeden Fall. Mit unserem Reiseblog haben wir ein völlig neues Lebenskonzept für uns erschlossen. Wir machen nun das, was unser Herz uns sagt. Das ist nicht immer einfach, weil wir vor neue Herausforderungen gestellt werden. Unser Idealbild ist es, zwei bis drei Monate lang in Königsborn zu wohnen und am Blog zu arbeiten. Und von hier aus zwei bis drei Monate zu reisen, um Inhalte für den Blog zu sammeln und die Welt zu entdecken. Wo es als Nächstes hingehen wird, wissen wir selbst noch nicht genau und werden das wahrscheinlich spontan entscheiden, vielleicht Mittel- oder Südamerika.
Farina, Steffen, vielen Dank für unser Gespräch.
Das Interview führte Liberto Balaguer.
Der Reiseblog für Weltentdecker: www.oceansandmountains.de